Darum boomt der Netzausbau gerade jetzt

Die Investitionen in den Ausbau von leistungsfähigen Netzen und der damit verbundenen Infrastruktur sind in den vergangenen Jahren stark gestiegen. Darüber berichteten wir im Beitrag zu den Investitionen in den Erneuerbaren- und Netzausbau. Warum die Investitionen gerade jetzt so hoch und notwendig geworden sind, ist Gegenstand dieses Beitrags und hat im Wesentlichen drei Gründe:

• Bis 2040 wird es auf Grund der zunehmenden Elektrifizierung und Digitalisierung zu einer Verdoppelung der Stromnachfrage und zu einer Verdreifachung der installierten Leistung kommen. Das geht unter anderem aus der von Österreichs Energie in Auftrag gegebenen Studie „Stromstrategie 2040“ hervor.
• Zudem hat auch die Elektrifizierung ihre Grenzen, da vor allem in industriellen Prozessen weiterhin Gasmoleküle statt Elektronen für die Produktion von beispielsweise Stahl, Zement und Glas verwenden werden. Diese Grenzen werden sichtbar in den Erhebungen zum (erneuerbaren) Gasbedarf der AGGM.
• Historisch betrachtet wurden Netze zuerst vielfach für große zentrale Einspeiseleistungen aus wenigen Kraftwerken errichtet. Mit der fortschreitenden Dezentralisierung werden diese Erzeugungsleistungen auf tausende dezentrale Einheiten verteilt, wofür es umfangreiche Ausbauten und Verstärkungen im Stromnetz braucht. Um einen Gefühl zu bekommen, wie rasant der Netzausbau voranschreitet, führen wir folgend Zahlen zu Anschlussleistungen im Bereich der Photovoltaik (PV) an.

 Anschlussleistung Photovoltaik in MW 2016, 2020, 2024 (c) Energienetze Steiermark GmbH

Während im Jahr 2016 130 Megawatt (MW) Photovoltaik-Leistung bei 11.300 Zählpunkten installiert werden konnten, waren es im Jahr 2020 mit 241 MW Photovoltaik bei 17.000 Zählpunkten etwas mehr. Vergleicht man diese Zahlen wiederum mit jenen aus 2024, so ist die installierte Photovoltaik-Leistung mit 899 MW und 49.000 Zählpunkten nochmal deutlich angestiegen. Von 2016 bis 2024 hat sich die installierte PV-Leistung im Netzgebiet der Energienetze Steiermark GmbH demnach mehr als vervierfacht. Es wird sichtbar, dass die Anforderungen an den Netzausbau im Jahr 2024 gestiegen sind und die Energienetze Steiermark GmbH den veränderten Ansprüchen nachkommen.

Anstieg bei installierter Leistung, vor allem in der Netzebene sieben

Ein Gesamtbild der installierten Erzeugungsleistungen in MW nach Energieart im Netzgebiet der Energienetze Steiermark GmbH ergibt sich aus nachstehender Abbildung. Die installierte Leistung im Netzgebiet der Energienetze Steiermark GmbH ist demnach in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Das gilt insbesondere für Photovoltaik, wobei ein Großteil der Leistung in der Netzebene 7 (Niederspannung) installiert wurde.

Welche Alternativen zum Netzausbau gibt es?

Weil die Frage nach den Alternativen zum Netzausbau immer wieder gestellt wird: Eine Sektorkoppelung beispielsweise durch Elektrolyse sowie der Ausbau von saisonalen und kurzzeitigen Speicherlösungen können temporäre aber zum Teil auch langfristige Alternativen zum Netzausbau sein. Zudem muss künftig dem Netzbetreiber in Zeiten hoher Einspeisung und geringen Verbrauchs die zeitweilige Laststeuerung von PV- und Wind-Anlagen ermöglicht werden, um Netzstabilität zu gewährleisten. Dies stellt so lange eine temporäre und mitunter kostengünstige Maßnahme dar, bis die Netze weitgehend ausgebaut und verstärkt sind. Diesen Überlappungen mit den Themen Speicher und Flexibilitäten widmen wir uns verstärkt in unserer Themenreihe „Zukunftsfitte Energiewirtschaft“.