Warum sich die Investitionen im Erneuerbaren Bereich und dem Netzausbau vervielfachen

Expertenartikel

Warum sich die Investitionen im Erneuerbaren Bereich und dem Netzausbau vervielfachen

Vom Baggerfahrer, über den lokalen Elektriker bis hin zum Landesenergieversorger: Sie alle tragen dazu bei, dass Österreichs Energie- und Wirtschaftssystem bis 2040 umfassend modernisiert und ausgebaut wird. Gängige Schätzungen zu Investitionsvolumina werden dabei regelmäßig nach oben revidiert. Von einem „historisch einmaligen Investitionserfordernis“ ist in der heimischen Energiebranche die Rede.

 

Wie viele andere Landesenergieversorger hat sich auch die Energie Steiermark für einen ausgewogenen Mix an nachhaltigen Investitionen in wegweisende Energieinfrastrukturprojekte entschieden. Die jährliche Investitionstätigkeit hat sich in den vergangenen Jahren um ein Vielfaches erhöht. Auswirkungen hat diese rege Investitionstätigkeit vor allem auf die Finanzierung von Projekten im Erneuerbaren Bereich und dem Netzausbau. Drei konkrete Fragen bestimmen deshalb seit geraumer Zeit die Debatten:

  • Wie hoch sind die Investitionen im kommenden Jahrzehnt?
  • Können heimische Energieunternehmen diese hohen Investitionsbedarfe binnen so kurzer Zeit stemmen?
  • Sind bestehende Finanzierungsmodelle ausreichend?

 

Das bestehende Energiesystem wird aktuell und in den kommenden Jahren struktuiert angepasst und zukunftsfit gemacht. Dabei gilt es, das hohe Versorgungsniveau österreichischer Haushalte und Unternehmen fortführend abzusichern. Denn Österreichs vergleichsweise hohe Versorgungssicherheit ist ein Standortfaktor und attraktiviert maßgeblich den Wirtschaftsstandort. Des Weiteren ermöglicht der zunehmende  Ausbau von beispielsweise dezentralen Photovoltaikanlagen auch Endverbraucher:innen, einen aktiven und persönlichen Beitrag zur Energiewende zu leisten.

Diese teils umfangreichen Systemanpassungen binden enorme Investitionssummen innerhalb weniger Jahre. Die Kosten für tausende dezentrale Erzeugungsanlagen, Speicher und die alles verbindenden Transport- und Verteilnetze müssen am Ende nicht nur von der öffentlichen Hand, sondern von der österreichischen Gesellschaft gemeinschaftlich getragen, das heißt finanziert werden.

 

Wieso ist gerade der Netzausbau unabdingbar als Standortfaktor für unser aller Lebensqualität?

Energienetze sind wertvolle und vor allem langfristige Investitionen in die Daseinsvorsorge, in lebenswerte Regionen, Städte, Wohnraum und Freizeitmöglichkeiten. Eine stabile und weit verzweigte Netzinfrastruktur schafft Zukunftsperspektiven für Menschen und Unternehmen. Jeder Euro an Investitionen, der in die Transformation des Energiesystems fließt, kommt Österreicher:innen in Form von sauberer Energie, regionalen Arbeitsplätzen und einer Unabhängigkeit von Energieimporten zugute.

 

Investitionserfordernisse in Anlagevermögen der Netzinfrastruktur bis 2030 und 2040

Gemäß einer kürzlich veröffentlichten Studie des Dachverbandes Erneuerbare Energie Österreich (EEÖ) und dem internationalen Energieberatungsunternehmen Frontier Economics sind österreichweit über 50 Mrd. Euro an Investitionen in die Netzinfrastruktur bis zum Jahr 2040 zu tätigen. Hiervon entfallen rund 34 Mrd. Euro auf Zusatzinvestitionen, welche sich wiederum auf den Ausbau der Übertragungsnetze, bis 2034 rund 9 Mrd. Euro, und auf den Ausbau der Verteilernetze, bis 2040 rund 25 Mrd. Euro, unterteilen1.

Quelle: Frontier Economics auf Basis AIT 2024

Nichts tun kostet mehr, als neue Netze zu bauen

Es lohnt, einen Blick auf die Effekte der Investitionen zu richten. Denn fest steht, dass die Investitionen positive volkswirtschaftliche Effekte auslösen. Beispielsweise sind die geplanten Investitionen des Übertragungsnetzbetreibers Austrian Power Grid (APG) von 2024-2033 in Höhe von rund 9 Mrd. Euro. laut dem Institut für Wirtschaftsforschung, Economica, mit einer Bruttowertschöpfung in Österreich von 6,5 Mrd. Euro und Fiskaleffekten aus Steuern und Abgaben von 2,8 Mrd. Euro verbunden2.

Eine weitere, im Auftrag von Oesterreichs Energie von Frontier Economics und dem Austrian Institut of Technology (AIT, 2022) erstellte Studie bescheinigt, dass die volkswirtschaftlichen Kosten von unterdimensionierten Stromverteilnetzen deutlich über den Kosten eines Überausbaus liegen. Demnach verursachen unterdimensionierte Netze hohe volkswirtschaftliche Kosten und verzögern die gesellschaftlich forcierte Energiewende3.

 

Investitionsrekord auch bei der Energie Steiermark

Von Seitwärtsbewegungen bei den jährlichen Investitionen ist bei der Energie Steiermark keine Rede mehr. In den vergangenen Jahren wurden die jährlichen Investitionssummen von durchschnittlich rund 150 Mio. Euro in den Jahren 2015-2021 stetig stark erhöht. Im aktuellen Geschäftsjahr 2024 plant die Energie Steiermark so viel wie noch nie in den

  • Ausbau Erneuerbarer Energien
  • Energienetze
  • grünen Wasserstoff
  • Ökologisierung und Dekarbonisierung der Wärmeversorgung
  • Elektromobilität und digitale Kundenlösungen zu investieren.

 

Der Fokus ist dabei besonders auf die steirische Netzinfrastruktur gerichtet. Während sich die geplanten Gesamtinvestitionen in Sachanlagen im Jahr 2024 auf rund 316 Mio. Euro belaufen werden, fließt davon rund die Hälfte in den Ausbau effizienter und sicherer Netze. Aus heutiger Sicht wird sich dieser Investitionstrend weiter fortsetzen. Es sind „Investitionen für mehrere Generationen, die jetzt getätigt werden müssen“, so der Vorstandsdirektor der Energie Steiermark, Martin Graf

 

Quelle: eigene Darstellung, Energie Steiermark

So sollen beispielsweise 2.000 Megawatt (MW) Photovoltaik und 800 MW Windkraft in die Netze der Energienetze Steiermark bis 2030 integriert werden. Auch sollen grüne Gase wie etwa Wasserstoff durch rund 200 km bestehende und neue Leitungen bis 2035 fließen. Weiterführende Details finden sich unter dem Link: H2-Valley in der Steiermark.

 

Mix an Instrumenten statt reiner Kreditfinanzierung

Allen Akteur:innen der Energiebranche ist klar: Die zuvor genannten historisch hohen Investitionsbedarfe sind für Energieunternehmen über reine Kreditfinanzierungen nicht mehr darstellbar. Gleichzeitig ist Eigenkapital aufgrund des höheren Risikos das teuerste Kapital auf dem Finanzmarkt. Internationale Expert:innen meinen, dass Energieunternehmen angesichts der zu stemmenden Investitionsvorhaben finanziell überfordert werden könnten.

Martin Graf dazu: „Bislang wurde der Finanzierungsbedarf meist über Kreditfinanzierung gestemmt. Künftig werden wir eine erhebliche Kapitalzufuhr aus Fremd- und Eigenkapital brauchen. Herkömmliche Finanzierungsformen werden nicht mehr ausreichen.“  Mit Blick in Richtung 2040 resümiert er: „Die Energie Steiermark setzt die stetige und bereits hohe Investitionstätigkeit der vergangenen Jahre weiter fort und kommt damit von einer Seitswärtsbewegung hin zu massiven Steigerungen bei den Investitionen in grüne Energie - vor allem in die Netze. Das erfordert einen ausgewogenen Mix an Finanzierungsinstrumenten. Auch neue innovative Finanzierungslösungen wie zum Beispiel Fondslösungen sind zu evaluieren“, so der Finanzvorstand der Energie Steiermark.

Sie haben Fragen? Kontaktieren Sie

Martina Kiefer
Public Affairs
Strategie und Business Development

publicaffairs(at)e-steiermark.com

1 Infrastrukturfonds Energie als Baustein für den Stromnetzausbau, Frontier Economics (2024)
2 Der ökonomische Fußabdruck der Elektrizitätswirtschaft Österreich, Economica (2023)
3 Der volkswirtschaftliche Wert der Stromverteilnetze auf dem Weg zur Klimaneutralität in Österreich, Frontier Economics, AIT (2022)
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