Die Treibhausgasbilanz ist ein zentrales Instrument, um die Treibhausgasemissionen eines Unternehmens strukturiert und transparent darzustellen. Innerhalb einer festgelegten Systemgrenze ermöglicht sie die transparente Erfassung und Bewertung der Emissionen, die durch die Aktivitäten im Unternehmen und entlang der vor- und nachgelagerten Wertschöpfungskette entstehen. Sie ist ein bewährtes Werkzeug, mit dem Emissions-Hotspots identifiziert und Reduktionsmaßnahmen abgeleitet werden können.
Die Treibhausgasbilanz hilft Unternehmen, klimaschädliche Emissionen einer Organisation, eines Produktes oder einer Aktivität innerhalb festgelegter Grenzen zu definieren. Sie wird oft auch CO2e-Bilanz, CO2-Äqu.-Bilanz oder THG-Bilanz genannt. Die Einheit der THG-Bilanz sind CO2-Äuivalente. Die klimaschädlichen Emissionen werden dabei auf die Bezugsgröße CO2 umgerechent.
International etabliert haben sich vor allem die Standards des sogenannten Greenhouse Gas (GHG) Protocol. Diese Standards dienen als Grundlage und zugleich Regelwerk, um die THG-Bilanz in Unternehmen einheitlich und vergleichbar zu machen. Laut dem GHG Protocol folgt die THG-Bilanz dabei folgenden fünf Grundprinzipien: Relevanz, Vollständigkeit, Konsistenz, Transparenz und Genauigkeit.
Der Prozess
In fünf Schritten zur Treibhausgas-Bilanz
Wer sich näher mit der Bilanzierung von Treibhausgasen beschäftigt, wird mit den Begriffen „Scopes, Hotspots und Emissionsfaktoren“ oft in Berührung kommen.Grundsätzlich werden THG-Bilanzen in mehreren Schritten erstellt, welche sich im Sinne einer kontinuierlichen Verbesserung laufend wiederholen sollten. Die Energie Steiermark erstellt die THG-Bilanz regelmäßig in folgenden fünf Schritten:
1 Systemgrenze definieren
Unternehmen unterscheiden sich oft stark in ihren rechtlichen und organisatorischen Strukturen, daher ist die genaue Bestimmung der Organisations- und Systemgrenzen entscheidend für eine aussagekräftige THG-Bilanz. Im GHG Protocol Standard ist die genaue Methode grundsätzlich wählbar. In den Europäischen Standards zur Nachhaltigkeitsberichtersattung (ESRS) wird der Ansatz der operativen Kontrolle vorgeschrieben.
Nach Festlegung der organisatorischen Systemgrenze wird die operative Systemgrenze definiert, die zwischen direkten (Scope 1) und indirekten Emissionen (Scope 2 und Scope 3) unterscheidet. Direkte Emissionen stammen aus unternehmenseigenen Quellen, während indirekte Emissionen aus zugekaufter Energie (Scope 2) und Aktivitäten in der Wertschöpfungskette (Scope 3) resultieren. Eine Übersicht der drei Scope-Kategorien ist in der nachstehenden Grafik dargestellt. Zudem sollte für die THG-Basisbilanz ein aktuelles und repräsentatives Jahr mit einer guten Datenbasis gewählt werden. Ein Durchschnittswert über mehrere Jahre kann ebenfalls sinnvoll sein.
2 Daten erfassen
Nach der Definition der Systemgrenze können die Aktiviätsdaten erhoben oder abgerufen werden. Primärdaten, gewonnen aus tatsächlichen Messungen, sind bevorzugt zu verwenden. Dazu zählen beispielsweise Daten aus Energierechnungen, Tankkarten oder Energie- und Wasserzählern. Falls Primärdaten fehlen, müssen Sekundärdaten verwendet werden. Hierzu zählen Schätzungen oder der Bezug branchenüblicher Werte. Besonders für Scope-3-Emissionen ist dies von Relevanz. Wichtig: Datenquellen, Berechnungen, Annahmen und Schätzungen müssen immer gut dokumentiert und jederzeit nachvollziehbar sein.
3 THG-Bilanz berechnen
Nach der Erhebung der Aktivitätsdaten werden die Emissionen durch Multiplikation dieser Daten mit spezifischen Emissionsfaktoren berechnet. Emissionsfaktoren geben dabei an, wie viel CO2-Äquivalent pro Referenzeinheit (z.B. kg, l, kWh) in die Atmosphäre gelangt. Für die Berechnung sollten jedenfalls Emissionsfaktoren aus geprüften Quellen herangezogen werden. Außerdem ist auf die korrekte Umrechnung von Einheiten und die richtige Konsolidierung der Daten zu achten. Um eine entsprechende Datenqualität zu garantieren, sind außerem Kontrollen und Freigabeprozesse erforderlich.
4 Ergebisse darstellen und interpretieren
Nachdem die Treibhausgasemissionen berechnet und überprüft wurden, können die Ergebnisse nunmehr visulisiert werden. Die Emissionen werden dabei üblicherweise nach den verschiedenen Scopes (Scope 1, Scope 2 und Scope 3) dargestellt. Wesentlich ist an dieser Stelle, die Hauptemissionsquellen, sogennante Hotspots, zu identifizieren. Durch die Analyse der Hotspots können gezielt Maßnahmen zur Emissionsreduktion identifiziert und priorisiert werden. Die Interpretation der Ergebnisse bildet anschließend die Grundlage für die Entwicklung und Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen und Dekarbonisierungsstrategien. Durch regelmäßige Überprüfung und Anpassung der Maßnahmen können Unternehmen Verbesserungen erzielen und die gesetzten Klimaziele erreichen.
5 Reporting und Monitoring
Das Reporting sollte die Ergebnisse der Bilanzierung detailliert darstellen und die angewandten Methoden sowie die zugrunde liegenden Annahmen und Schätzungen klar dokumentieren. Dies ist wichtig für die Nachvollziehbarkeit und Glaubwürdigkeit der Bilanz. An dieser Stelle gilt: Die THG-Bilanz ist durch unabhängige Dritte zu prüfen. Mit einem guten Monitoring können der Erfolg der Treibhausgasbilanzierung und die Forschritte bei den Maßnahmen überprüft werden. Dadurch können Unternehmen Abweichungen erkennen und zeitnahe Korrekturen einleiten.