Die Energienetze Steiermark GmbH, ein Tochterunternehmen der Energie Steiermark, ist der führende Verteilernetzbetreiber von Strom und Erdgas in der Steiermark. Da für die Versorgung von Haushalten auch vorgelagerte Netze (Übertragungsnetze für Strom und Fernleitungsnetze für Gas) genutzt werden, ist im Netztarif auch die Kostenentwicklung auf der vorgelagerten Ebene und der damit verbundene vorgelagerte Netztarif berücksichtigt. Im Stromnetz ist das beispielsweise das Netz der Austrian Power Grid AG (APG). Beim Erdgas wird das Fernleitungsnetz beispielsweise von der Trans Austria Gasleitung GmbH (TAG) betrieben. Bei der Tarifermittlung im Netzbereich Steiermark wird zudem die Kosten- und Mengenstruktur der tarifierenden nachgelagerten Netzbetreiber, der sogenannten Weiterverteiler, berücksichtigt. Nachgelagerte Netzbetreiber sind beispielsweise die Feistritzwerke GmbH oder die Stadtwerke Judenburg. Mehr- oder Mindererlöse werden über sogenannte Ausgleichszahlungen zwischen den Netzbetreibern ausgeglichen.
Mit 1. Jänner 2026 treten österreichweit und damit auch in der Steiermark die kürzlich veröffentlichten Novellen der sogenannten Gas- und Strom-Systemnutzungsentgelte-Verordnungen (SNE-VO) in Kraft. Damit werden die Netztarife 2026 festgelegt, woraus sich auch die Netzkosten für Endverbraucher:innen ergeben. Diese stellen - neben dem Energiepreis sowie Steuern und Abgaben - eine von drei Komponenten des Gesamtpreises für Energie dar. Jährlich evaluiert und festgelegt werden die Netztarife von der Regulierungsbehörde E-Control.
Was bedeuten diese Novellen nun für Kund:innen der Energienetze Steiermark? Die Tarife für Gasnetze sind im Steigen begriffen, während jene für die Stromnetze leicht sinken. Bei den Stromnetzen stehen hohe Investitionen in die Erneuerung und die entsprechende Ertüchtigung sowie den Ausbau der Netzinfrastruktur an. Gasnetzbetreiber hingegen sind derzeit mit gegenteiligen Entwicklungen konfrontiert: die nachgefragten Verbrauchsmengen bei Gas sind teils stark rückläufig. Beides wirkt sich auf die jährlich von der E-Control festgelegten Tarife für die Steiermark aus. Von 2025 auf 2026 ist beim Gasnetztarif ein durchschnittlicher Anstieg von rund 23 Prozent zu erwarten, während die Stromnetztarife durchschnittlich um rund zwei Prozent sinken werden.
Netzkosten sind eine von drei Komponenten der Energierechnung für Endkund:innen
Die Energierechnung für Strom und Erdgas besteht aus drei Komponenten, welche mit unterschiedlicher Gewichtung auf den Gesamtpreis der Energierechnung einzahlen.
- Energiepreis (für Strom bzw. Erdgas)
- Steuern und Abgaben
- Netzkosten
Faktoren, die Netztarife und damit Netzkosten für Strom & Erdgas beeinflussen
- Vorgelagerte Netzkosten sowie Kosten und Mengen der nachgelagerten Netzbetreiber
- Kosten zur Abdeckung der Netzverluste im Stromnetz
- Kosten des Netzbetreibers selbst (= Kosten der Energienetze Steiermark)
- Netzmengenentwicklung
- Regulierungskonto
Beim Transport elektrischer Energie über das Stromnetz entstehen aufgrund physikalischer Gegebenheiten Verluste. Die entnommene Energiemenge ist also geringer als die eingespeiste. Diese Differenz wird als Netzverluste bezeichnet. Um diese Netzverluste auszugleichen, kauft der Netzbetreiber die nötige Energiemenge ein und stabilisiert somit Erzeugung und Verbrauch. Höhere Energiepreise führen entsprechend auch bei gleichbleibenden, mengenmäßigen Netzverlusten zu höheren Netzverlustkosten.
Der Gesamtwert, den Netzkund:innen der Energienetze Steiermark für das Netz bezahlen, ergibt sich einerseits aus dem Wert, den Netzkund:innen für die Netzinvestitionen (Ausbau, Erneuerung, Ersatz) bezahlen (=Capital Expenditures, kurz CAPEX) sowie dem Wert, der für den Netzbetrieb notwendig ist (=Operational Expenditures, kurz OPEX).
Vergleicht man im Gasbereich die gesamten eigenen Netzkosten der Energienetze Steiermark über die vergangenen zehn Jahre (seit 2014), so liegt deren Entwicklung mit plus 14 Prozent deutlich unter der Inflationsentwicklung auf Basis des Netzbetreiberpreisindex (NPI), der im selben Zeitraum um rund 42 Prozent angestiegen ist.
Die Gesamtkostenentwicklung im Bereich Strom ist durch die hohe Investitionsphase im Rahmen der Energietransformation geprägt. Beispielsweise konnte 2025 ein Höchstwert beim Anschluss von dezentraler, erneuerbarer Photovoltaik-Erzeugung (PV) im Netz der Energienetze Steiermark erreicht werden: mit Stand 2025 wurden bereits mehr als 1.000 Megawatt (MW) PV-Strom integriert. Waren rund um das Jahr 2000 wenige Hundert Zählpunkte für Erneuerbare an das Netz angeschlossen, so sind im Jahr 2025 mehr als 56.000 Zählpunkte integriert - die Kostenentwicklung liegt bis 2025 dennoch nur leicht über der Inflationsentwicklung.
Trotz der Herausforderungen durch die Integration der erneuerbaren Erzeuger konnte die Versorgungssicherheit weiter gesteigert werden. Österreich und auch die Steiermark schneiden im internationalen Vergleich regelmäßig mit Top-Ergebnissen ab. Die minimalen Versorgungsunterbrechungen (geplant und ungeplant) sind einer der wesentlichsten Standortfaktoren für die heimische Wirtschaft und Bevölkerung.
Ein zentraler tarifstabilisierender Faktor ist der Grad der Ausnutzung des Netzes, also die entsprechende Mengenentwicklung. Entscheidend ist demnach die transportierte Menge an Strom oder Erdgas durch das Netz. Die seitens der Behörde festgestellten angemessenen Kosten inkl. der vorgelagerten Kosten der Übertragungs- bzw. Fernleitungsnetzbetreiber (Strom, Gas) werden mit der genutzten Menge (Leistung bzw. Arbeit aus dem um zwei Jahre vorangegangenen Jahr bzw. im Gasnetz darüber hinaus noch eine Durchschnittsbildung über die letzten drei Jahre) in Verhältnis gesetzt. Die Menge wird erfahrungsgemäß neben der Entwicklung der Witterung (Klimaeinfluss) sowie der Konjunktur auch von technologischen, rechtlichen und gesetzlichen Aspekten beeinflusst und ist damit immer größeren Schwankungen ausgesetzt. Gründe für Schwankungen ergeben sich beispielsweise aus der Entwicklung von PV-Selbstversorgern im Strombereich, der Verstärkung der E-Mobilität, Energieeinsparungen durch Benutzerverhalten oder durch effizientere Geräte, durch den stärkeren Einsatz von Wärmepumpen als Heizsystem statt Erdgas etc.
Insgesamt gilt, je umfassender die errichtete Infrastruktur genutzt wird, desto stabiler und günstiger ist der zu entrichtende Netztarif für die Netznutzer:innen.
Das Regulierungskonto dient dem Ausgleich von Erlösänderungen von nicht beeinflussbaren Kosten des Netzbetreibers wie beispielsweise vorgelagerte Netzkosten sowie Netzverlustkosten im Bereich Strom und den Erweiterungsfaktoren (Investitions- und Betriebskostenfaktoren sowie Aufrollung der Inflation über den NPI) im Vergleich zur durch die E-Control festgestellten Tarifierungsbasis. Diese Abweichung wird zwei Jahre im Nachhinein bei der Kostenanerkennung und damit bei der Netztarifierung seitens E-Control berücksichtigt, um resultierende Über- oder Untergewinne auszugleichen. Dies stellt für Netzbetreiber und Kund:innen eine faire Lösung dar.
Gastarife für den Netzbereich Steiermark steigen im Durchschnitt um +23,7 Prozent

Abbildung 1 Aufschlüsselung der durchschnittlichen Tarifänderung Gas, Energienetze Steiermark 2026
Bei den Gasnetztarifen ist für das Jahr 2026 eine deutliche Steigerung zu verzeichnen. Maßgebend für diese Entwicklung ist die massive Erhöhung der vorgelagerten Netzkosten. Das sind die Kosten für Transitleitungen (= Fernleitung) für Erdgas. Diese Leitungen übernehmen den Langstreckentransport von Erdgas über Länder hinweg. In ebendiesen Transitleitungen bleiben aktuell jedoch hohe Transitmengen von überwiegend russischem Erdgas aus, welche in der Vergangenheit durch Österreich nach Italien geflossen sind. Durch den Wegfall dieser Mengen erhöhen sich die Tarife für das Inland und somit auch für den Netzbereich Steiermark.
Allein für den Netzbereich Steiermark haben sich dadurch die Kosten aktuell mit plus 97 Prozent nahezu verdoppelt und seit 2024 mit einem Plus von 315 Prozent mehr als vervierfacht. Bei den Netztarifsteigerungen wirken sich unter anderem auch die höheren Kosten nachgelagerter Netzbetreiber aus. Hier kam es zu Kostensteigerungen durch die nachgelagerten Netze von 2,0 Prozent. Teile der Kostensteigerungen ergeben sich ebenfalls aus Mengeneffekten im Netz der Energienetze Steiermark.
Die Mengenentwicklung spiegelt einerseits die Bedarfe aufgrund der Witterung sowie der rückläufigen Gasanschlüsse bei Haushalten aufgrund von zahlreichen Umstellungen von Gasheizungen auf Wärmepumpen wider, sowie auch die reduzierte industrielle Nachfrage. Das bedeutet für den Netzbereich Steiermark insgesamt eine Steigerung von 3,6 Prozent und inkl. der Vorjahre um 8,7 Prozent (inkl. Regulierungskonto) durch Mengeneffekte. Mit einem sehr geringen Anteil von 0,7 Prozent wirkt sich die originäre Kostenentwicklung der Energienetze Steiermark aus.

Abbildung 2 Netztarifänderung je Netzebene von 2025 auf 2026: Bereich Gas, Energienetze Steiermark
Tariffestlegung 2026 der E-Control gemäß SNE-VO Gas
Im nationalen Vergleich bewegen sich die Tarife der Energienetze Steiermark im Bereich der Haushalte im Mittelfeld, während die Tarife für Industriekunden mit durchschnittlich rund 2,8 Euro/MWh im Österreichvergleich weiterhin günstig sind.
Für einen durchschnittlichen 15.000 kWh Haushalt im Netz der Energienetze Steiermark steigen die Netzkosten somit um rund 7,2 Euro pro Monat an.
Ausblick
Während ein Wechsel von Erdgas auf Wasserstoff die Dekarbonisierung der Industrie ermöglicht, erfordert der zunehmende Erdgasrückgang in der Raumwärmeversorgung eine integrierte Energieraumplanung auf regionaler Ebene
Die Zielsetzung, aus Erdgas mittelfristig auszusteigen, erfordert die Transformation in Richtung Wasserstoff, eine Entflechtung der Gashochdrucknetze sowie in der Flächengasversorgung eine entsprechende integrierte Wärmeplanung. So sollte die kommunale Wärmeplanung auf regionale Ebene gehoben werden. Wesentlich dabei ist die Schaffung einer gesetzlichen Grundlage, die im Rahmen des „GWG Neu“ kommen soll.
Stromtarife für den Netzbereich Steiermark sinken im Durchschnitt um -2,2 Prozent

Abbildung 3 Aufschlüsselung der durchschnittlichen Tarifveränderung Strom, Energienetze Steiermark 2026
Die Kostenentwicklung der Energienetze Steiermark zeigt zwar eine Steigerung von 10,1 Prozent, davon 7,9 Prozent aufgrund der hohen Investitionstätigkeit im Rahmen der Energietransformation. Jedoch ermöglichen niedrigere vorgelagerten Netzkosten von minus 6,4 Prozent eine Senkung der Netztarife ab 2026. Gleichzeitig stabilisiert eine gesteigerte Strommenge diese Entwicklung mit einer Reduktion der Tarife um 5,9 Prozent.

Abbildung 4 Netztarifänderung je Netzebene von 2025 auf 2026: Bereich Strom, Energienetze Steiermark
Für einen durchschnittlichen Haushalt im Netz der Energienetze Steiermark mit einem jährlichen Strombedarf von rund 3.500 kWh bedeutet diese Neuerung eine Senkung der Netzkosten um 8,63 Euro pro Jahr.
Die Netztarife der Energienetze Steiermark für Haushaltskunden (Netzebene 7) bewegen sich aktuell im oberen Drittel des österreichischen Vergleichs. Die Netztarife für Gewerbe (z. B. Netzebene 5) und Industrie (z. B. Netzebene 3) bewegen sich aktuell im österreichischen Mittelfeld.
Gründe dafür sind insbesondere auf die Struktur des Netzes in der Steiermark zurückzuführen. Der Netzbetrieb in der Steiermark ist aufgrund der Topologie des Bundeslandes (z.B. Gebirge) und besonderer Umweltfaktoren (hoher Waldanteil, höchste Blitzdichte in Österreich) aufwendiger als in sogenannten „Flächenbundesländern“. Auch weist die Steiermark einen hohen Anteil an Zersiedelung auf. Darüber hinaus führen die mehr als 45 weiteren Netzbetreiber, sogenannte Weiterverteiler, im Netzbereich dazu, dass Teile des Netzes nur auf Hochspannungsniveau verbunden sind. Ein weiterer Faktor sind die bereits erwähnten hohen erneuerbaren Ausbauraten in der Steiermark – dabei nimmt die Steiermark eine Führungsrolle im österreichweiten Vergleich ein. All diese Gründe erfordern längere Leitungen sowie mehr Trafostationen und Umspannwerke, um die Versorgung und Netzstabilität im Netzgebiet zu gewährleisten.
Haushalt: Netzebene 7, 3.500 kWh/Jahr
Netznutzung und Netzverluste
Gewerbe: Netzebene 5 mit 4.200 Benutzungsstunden
Netznutzung und Netzverluste
Industrie: Netzebene 3 mit 6.100 Benutzungsstunden
Netznutzung und Netzverluste
Im Bereich Stromnetze enthält der Entwurf einige Neuerungen in der Systematik. Einige dieser Neuerungen für Haushalte sind:
- Vollständige Auflösung der bisherigen Unterscheidung in Sommer/Winter sowie Hoch-/Niedertarife
- Netzebene 7: Einführung eines Sommer-Nieder-Arbeitspreises von 10:00 bis 16:00 h (April bis September)
Welche tatsächlichen Auswirkungen diese Neuerungen auf die Netzkosten für den einzelnen Haushalt haben werden, ist abhängig vom Verhalten der Kund:innen.
Ausblick
Stromnetztarife über stärkere Elektrifizierung stabilisieren
Die Tariffestsetzung für das Jahr 2026 zeigt klar: Je stärker in der aktuellen Phase der Transformation elektrifiziert wird, desto höher ist die Auslastung des Netzes. Diese gesteigerte Mengenentwicklung stabilisiert die Tarifentwicklung maßgeblich. Größter Hebel für eine starke Mengenentwicklung in der Zukunft wird dabei die stärkere Elektifizierung von Industrie und Gewerbe sein. Um dem erhöhten zukünftigen Bedarf, wie er bereits seitens der Industrie im Masterplan Grüne Energie 1.0 aufgezeigt wurde, als auch dem weiteren erneuerbaren Ausbau gut zu begegnen, wird weiterhin ein bedarfsgerechter Netzausbau seitens Energienetze Steiermark forciert. Von 2025 bis 2029 plant die Energie Steiermark über 2 Mrd. Euro in den Ausbau der Erneuerbaren und eine zukunftsfitte Energieinfrastruktur zu investieren.
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Abbildung 1 Aufschlüsselung der durchschnittlichen Tarifänderung Gas, Energienetze Steiermark 2026
Abbildung 2 Netztarifänderung je Netzebene von 2025 auf 2026: Bereich Gas, Energienetze Steiermark
Abbildung 3 Aufschlüsselung der durchschnittlichen Tarifveränderung Strom, Energienetze Steiermark 2026
Abbildung 4 Netztarifänderung je Netzebene von 2025 auf 2026: Bereich Strom, Energienetze Steiermark
Abbildung 5: Stromnetztarife für einen durchschnittlichen 3.500 kWh/a Haushalt für die verschiedenen Netzbereiche 2025 und 2026 im Überblick
Abbildung 7: Stromnetztarife eines durchschnittlichen Gewerbebetriebs (NE 5, 4.200 Benutzungsstunden) für die verschiedenen Netzbereiche 2025 und 2026 im Überblick
Abbildung 8: Stromnetztarife eines durchschnittlichen Industriebetriebs (NE 3, 6.100 Benutzungsstunden) für die verschiedenen Netzbereiche 2025 und 2026 im Überblick
Portraitbild Schneider: ZVg Schneider
Portraitbild Kiefer: ZVg Kiefer





