(Graz, 8.2.2021) Stellen sie sich vor, es ist alles dunkel. Aber nicht nur das Licht geht aus. Der Kühlschrank summt nicht mehr. Das Radio hört auf zu spielen. Die Heizung funktioniert nicht mehr. Handy und Festnetztelefon sind stumm. Züge bleiben stehen und Aufzüge stecken fest. Und das für Stunden, im absoluten Krisenfall für Tage. Undenkbar? Nein – leider nicht. Ein „Blackout“ – ein großflächiger, totaler Stromausfall – ist überall möglich. Soweit die schlechte Nachricht. Die gute ist: Wenn Alle Bürgerinnen und Bürger einen kleinen Beitrag leisten, wie z.B. eine Woche autark leben zu können ohne einkaufen zu müssen, wäre Österreich für den Ernstfall gerüstet. Zu Hause haben sollte man zu zumindest für eine Woche:Vorrat an Lebensmitteln und 2 Liter Wasser pro Person und Tag. Das wäre der Rat vom Zivilschutzverband Steiermark.
Bei einem Blackout handelt es sich nicht nur um einen (europaweiten) Stromausfall, sondern um den Kollaps fast aller Versorgungsinfrastrukturen. Telekommunikation (Handy, Festnetz, Internet), Verkehr und Logistik, Treibstoffversorgung, Wasserver- sowie Abwasserentsorgung, Finanzwesen, Produktion etc. sind davon betroffen. Während die Stromversorgung wahrscheinlich rasch wiederhergestellt werden könnte, würde der Wiederanlauf der Versorgung der Bevölkerung mit lebenswichtigen Gütern erheblich länger dauern.
„Die Blackout Vorsorge ist ein wichtiges Thema für uns alle: Denn wer auf ein Blackout vorbereitet ist, ist auf jede Krise gut vorbereitet. Ich danke dem steirischen Zivilschutzverband, der auch hier großartige Aufklärungsarbeit leistet. Mit dem neuen Leitfaden werden den Gemeinden umfassende Informationen zur Verfügung gestellt und die Bürgermeister dabei unterstützt, bestmöglich auf diesen Krisenfall vorbreitet zu sein. Das ist entscheidend, denn sie sind die ersten Ansprechpartner vor Ort“, so Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer.
LH-Stv. Anton Lang ergänzt die europäische Lage. „Der Begriff Blackout wird fälschlicherweise oft auch im Zuge von lokalen Störungen verwendet, bei denen der Strom für wenige Stunden und nur in Teilen Österreichs ausfällt. Das ist aber ein normaler Stromausfall. Von einem Blackout spricht man erst dann, wenn es sich um einen länger andauernden und überregionalen Stromausfall handelt, der somit mehrere Bundesländer oder Länder betrifft. Transparente Informationen sind hier äußerst wichtig. Die professionelle Kooperation vom Zivilschutzverband Steiermark mit der Energie Steiermark und den Energienetzen Steiermark ist in diesem höchstsensiblen Bereich nur zu begrüßen. Es braucht jedoch auch die Mithilfe der Bevölkerung. Jeder einzelne von uns kann hier seinen Beitrag leisten, indem er sich für mögliche Stromausfälle bestmöglich rüstet, etwa durch das Anlegen der wichtigsten Vorräte.“
Auch Christian Purrer, Vorstandssprecher der Energie Steiermark freut sich über die Zusammenarbeit: „Die Energie Steiermark und die Energienetze Steiermark sorgen für eine bestmögliche Prävention im Bereich der Energieversorgung in der Steiermark. Im Fall eines Blackouts braucht es aber auch das Engagement der Bevölkerung. Der Zivilschutzverband Steiermark leistet hier wertvolle Aufklärungsarbeit durch umfassende Information und einfach umsetzbare Maßnahmen für jeden Haushalt. Daher pflegen wir eine enge Zusammenarbeit, stehen uns gegenseitig mit Know-how zur Verfügung und sind seit vergangenem Jahr zusätzlich Sponsoren des Zivilschutzverbandes.“
Der Ausgangspunkt für ein großflächiges (europaweites) Blackout ist ein Ungleichgewicht zwischen Erzeugung und Verbrauch und die damit verbundene Frequenzänderung im gesamten europäischen Netzverbund. Ursachen hierfür können Extremwetterereignisse, technisches Versagen, Cyber-Angriffe, Marktmanipulation, Sonnenstürme, Erdbeben oder Terror-Anschläge sein. Aber auch grundsätzlich positive Maßnahmen im Sinne der Energiewende stellen neue Herausforderungen an das Netz.
Martin Graf, Vorstandsdirektor der Energie Steiermark, erläutert die umfassenden Präventionsmaßnahmen im steirischen Stromnetz: „Die Energienetze Steiermark investieren jährlich 100 Mio. Euro in Erneuerung und Ausbau des steirischen Stromnetzes und verfügen über eine hochmoderne Netzleitwarte, die einen sicheren Netzbetrieb gewährleistet. Aber als Teil des europäischen Netzverbundes können auch wir in der Steiermark die Möglichkeit eines Blackouts nicht vollkommen ausschließen. Eine Großstörung kann sich innerhalb von wenigen Sekunden über weite Teile Europas ausbreiten. Durch unser Netzwiederaufbaukonzept, das beispielsweise einen regionalen Inselbetrieb vorsieht, können wir im Bedarfsfall jedoch schnell reagieren. Dank regelmäßiger Krisenübungen ist auf unser Team Verlass.“
Präsident Martin Weber spricht vom Leitfaden für steirische Gemeinden. „Die Blackout-Vorsorge in der Gemeinde betrifft zwei wesentliche Ebenen. Die persönliche Vorsorge der Bevölkerung sowie die Sicherstellung der kommunalen Infrastrukturnotversorgung und sonstiger wichtiger Leistungen (Gesundheits- und Lebensmittelnotversorgung). Bei allen Betrachtungen geht es lediglich um eine Notversorgung („Überleben“) sowie um die Minimierung von Schäden.
Im Fall einer solch weitreichenden Krise werden gemäß Landeskatastrophen-schutzgesetz die BürgermeisterInnen zu den behördlichen EinsatzleiterInnen in ihren jeweiligen Gemeinden. Damit werden weitreichende Verantwortlichkeiten übertragen, die bereits vor der Krise zum Tragen kommen (Vorsorge).
Es gibt in der Bevölkerung viele falsche Erwartungen. Etwa, was die Leistungsfähigkeit der Gemeinde, die Hilfe von Dritten (z.B. Feuerwehren) oder von außerhalb (Bezirkshauptmannschaft, Land, Bundesheer etc.) in einem solchen Fall anbelangt. Im Fall eines Blackouts ist die Gemeinde beinahe auf sich allein gestellt. Eine Hilfe von außerhalb ist kaum zu erwarten. Alles, was nicht vorgesorgt wurde, kann im Anlassfall nicht ersetzt werden.“
Vizepräsident Armin Forstner ergänzt: „Eine Blackout-Vorsorge und die Bewältigung dieser ist eine Gemeinschaftsaufgabe. Entscheidend ist eine ganzheitliche Betrachtung und nicht die Optimierung von Einzelbereichen. Jede Verbesserungsmaßnahme zum derzeitigen Stand stellt bereits einen Erfolg dar. Viele kleine Schritte führen zum Ziel. Für die Bevölkerung soll folgendes erreicht werden: Wir wollen aufklären, keine Panik erzeugen und zur Prävention für die Bevölkerung Informationen zur Verfügung stellen. Neben den bereits vorhandenen Informationen und Broschüren wurde eine neue steiermarkweite Informationskampagne gestartet. Eine 16-seitige Beilage wurde steiermarkweit verteilt. Diese von Expertinnen und Experten gestaltete Broschüre, soll die wesentlichen Themen beinhalten: Wie funktioniert der Strom - Was ist ein Blackout, Infrastrukturausfall - Wie kann man sich selbst vorbereiten - Wie verhalte ich mich, wenn ein Blackout passiert ist. Ebenso bin ich stolz, dass die Energie Steiermark und die Energienetze Steiermark mit dem Zivilschutzverband Steiermark zusammenarbeiten.“
Alles zum Thema Blackout ist beim Zivilschutzverband Steiermark downloadbar: https://www.zivilschutz.steiermark.at/blackout
Unser Motto: „Vorbeugen, damit nichts passiert - Vorbereitet sein, sollte etwas passieren!“ - Zivilschutzverband Steiermark-
„Es ist nicht unsere Aufgabe, die Zukunft vorherzusagen, aber es ist unsere Aufgabe, darauf vorbereitet zu sein.“ -Perikles-
Foto v.l.n.r.: Energie Steiermark Vorstands-Duo Christian Purrer und Martin Graf, Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer, Landeshauptmann-Stellvertreter Anton Lang, Zivilschutzverband-Vizepräsident Armin Forstner, Zivilschutzverband-Präsident Martin Weber